Anerkennen – das bessere Lob
Wir alle sehnen uns nach positiver Rückmeldung. Es könnte mehr davon geben. Kann es zu viel werden? Eins ist sicher: Anerkennung ist noch besser als Lob. Lesen Sie, warum und wie es funktioniert!
Der feine Unterschied
Wir wollen kein Lob. Eigentlich nicht. Wir wollen Anerkennung. Lob schwebt von oben herab. Anerkennung passiert auf Augenhöhe. Lob ist pauschal, Anerkennung konkret und achtsam. Lob zielt auf die Sache oder Handlung, Anerkennung hingegen auf den Menschen dahinter.
Lob macht abhängig. Anerkennung ermächtigt und stärkt.
An – er – kennen: an jemandem etwas er-kennen, etwas sehen, genauer verstehen wollen. Mit Wertschätzung stehen lassen. Betrachten.
Lobend äußern wir (vielleicht sogar beiläufig): „Das hast Du gut gemacht!“, oder schlicht „Super“. Anerkennend teilen wir z.B. mit: „Ich habe Deinen Text gelesen – Ich musste oft lachen, das Beispiel mit der Frau am Turm war hochinteressant. Mir kommt vor, dass da viel Recherche dahinter steckt. Wie lange hast Du daran gearbeitet? Bist Du auch selbst zufrieden? – Für mich war´s ein echter Gewinn!“.
Die Ingredienzien
Die achtsame, wertschätzende Rückmeldung ist anerkennend. Sie beinhaltet:
- Was ich gehört/gesehen habe: ich nehme auf sachlicher Ebene konkret Bezug
- Was das Gegenüber bei mir gefühlsmäßig ausgelöst hat(Freude, Überraschung..)
- eine Frage, die Interesse vermittelt
- eine Frage zur Selbstbeurteilung des Gegenübers und schließt mit einer
- allgemeinen Würdigung
Eine konkrete und achtsame Rückmeldung ist authentisch und konstruktiv. Von ihr kann sich der Angesprochene, die Adressatin, etwas „mitnehmen“.
Respekt ist die Essenz
Anerkennung vermittelt Respekt vor der eigenen Urteilskraft des Gegenübers. Sie nimmt ernst. Gibt das Gefühl, wichtig, in diesem Moment richtig zu sein. Im weitesten Sinn „zu existieren“, existieren zu dürfen: sie erfüllt ein archetypisches, menschliches Bedürfnis.
Anerkennung kann auch kürzer ausfallen: „Tolle Farben, sehr viele Details, die Du im Bild darstellst! (konkret, auf die Sache bezogen) Gefällt´s Dir selbst auch? (mein Gefühl und Respekt vor der eigenen Urteilskraft des Gegenübers )“ . Oder als Kompliment:
„Diese Farben stehen Dir großartig!“ (konkret, Bezug zur Person)
Mehr davon!
Anerkennung oder Komplemente sind (noch) kein integraler Bestandteil unserer Kultur. Viel zu oft scheint man zu befürchten, sich damit etwas zu vergeben, jemanden anderen explizit „gelten“ zu lassen.
Dabei macht Anerkennung, auch im scheinbar wenig bedeutsamen Zusammenhang, den Alltag erst zu einem Fest. Diese kleinen Freuden beleben das Miteinander auf zauberhafte Weise.
Nicht zuletzt auch für die Anerkennenden! Schenken macht erwiesenermaßen auch den Schenkenden glücklich. In vielen Fällen kommt etwas zurück!
Ein großer Irrtum, dass zu viel Anerkennung „verwöhnt“. Im Gegenteil – bei den meisten Menschen ist Bestätigung durch das Gegenüber ein wichtiger Faktor positiven Selbsterfahrung und Weiterentwicklung.
Authentische Anerkennung motiviert, mitunter auch zu Größerem. Verschenken wir Anerkennung, und zwar verschwenderisch! Und wenn das jeder machen würde? Kaum auszudenken!