Erste Hilfe gegen Mobbing
Menschen, die Opfer von Mobbing werden sind zunächst überfordert. Sind die eigenen Wahrnehmungen richtig? Wie soll man sich am besten verhalten? Ist es sinnvoll Vorgesetzte miteinzubeziehen? Hier einige Vorschläge!
Unangenehme Entdeckung
Beate F. arbeitet als Erzieherin an einer Schule. In der Schulbibliothek hat sie pornographisches Material entdeckt. Als sie die männlichen Kollegen darauf aufmerksam macht, reagieren diese mit anzüglichen Bemerkungen. Bevor sie ihre Beobachtungen der Schulleitung meldet, kommt es zu Schikanen gegen sie. Die Diensteinteilung fällt für sie sehr ungünstig aus. In der Kantine sitzen alle geschlossen. Für sie ist kein Platz. Weitere Kollegen bringen Gerüchte über ihre schlechte Arbeitsmoral in Umlauf. Sie sieht sich gezwungen, ihre Beobachtungen für sich zu behalten. Unsicherheit, Isolation und Verzweiflung begleiten sie von jetzt an täglich am Arbeitsplatz. Ihr Asthma verschlechtert sich. Sie ist deprimiert und hoffnungslos.
Mobbing am Arbeitsplatz macht krank
Fälle wie diese sind häufiger, als man denkt. Wenige trauen sich, dagegen anzutreten. Sie fürchten, nicht glaubwürdig zu sein. Die Sache ist ihnen peinlich. Sie glauben, am schwächeren Ast zu sitzen.
Auf Dauer gefährdet Mobbing am Arbeitsplatz allerdings die körperliche und seelische Gesundheit.
Oft kündigen Mobbingopfer den Job, ohne etwas zu unternehmen. Es ist wichtig, sich gegen Unrecht zu wehren. Mobbing ist niemals gerechtfertigt.
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zum Thema. Bekannt ist das von Heinz Leymann erstellte Phasenmodell: Gemobbte erleben zu Beginn Stress. Dieser steigert sich über Angst, Verzweiflung und innere Kündigung bis zum sozialen Schock. Depression und Suchtmittelmissbrauch sind typische Folgen. Mobbing am Arbeitsplatz macht körperlich und seelisch krank.
Erste Schritte bei Mobbing
Für die gemobbte Person gilt zunächst:
- Dokumentieren: wann, wie oft, von wem erfahre ich die Angriffe? Wie wirken sich diese aus? Vermutungen über die Ursachen haben hier Platz.
- Ein deutliches Signal setzen: „Stop, bitte nicht in diesem Ton“. „Wie darf ich das verstehen?“ „Was soll das bedeuten?“ Zeigen Sie, dass Sie das Fehlverhalten erkennen und ablehnen. Eine Konfrontation kann Dinge zur Sprache bringen. Nächste Schritte mit professioneller Hilfe können folgen.
- Als Zeuge/in: Wenn Sie Mobbing am Arbeitsplatz beobachten, zeigen Sie Ihre Solidarität mit dem Mobbingopfer. Tun Sie dies wertfrei, ohne Partei zu ergreifen. Unterstützen Sie die gemobbte Person, sich beraten zu lassen. In akuten Fällen kann man in die Runde fragen: „Findet Ihr das jetzt in Ordnung“?
- Hilfe holen: Suchen Sie als Mobbingopfer schon früh eine Beratungsstelle auf. Wichtig ist, mit Vertrauenspersonen zu sprechen bzw. den Betriebsrat miteinzubeziehen. Holen Sie sich psychologische Unterstützung und geben Sie sich nicht selbst die Schuld.
- Vorgesetzte/in einbeziehen: In vielen Fällen macht es Sinn, Vorgesetzte anzusprechen und um ein begleitetes Gespräch zu bitten. Nehmen Sie eine Vertrauensperson mit.
- Mediation: Wenn Sie dazu psychisch in der Lage sind, bitten Sie um eine professionelle Mediation. Der/die Arbeitgeber/in hat eine Schutzpflicht. Falls der/die GegenspielerIn auch bereit ist, ist viel gewonnen. Bitten Sie um Einzelgespräche, vor allem am Anfang der Mediation .Oft ist es möglich, im sicheren Rahmen abzuklären, worum es der mobbenden Person im Grunde geht. In anderen Fällen verweigert die mobbende Person das Gespräch und leugnet die Tatsachen. Dann muss Ihr Arbeitgeber/ihre Arbeitgeberin andere Maßnahmen setzen.
Schutzpflicht der Geschäftsleitung
Eine Reihe von Rechtsvorschriften schützen MitarbeiterInnen (Link zu anderem MobbingBlog-Artikel). Die Unternehmensführunghat eine gesetzliche Fürsorgepflicht und muss Maßnahmen setzen, um den ArbeitnehmerInnen vor Mobbing zu schützen. Bei Vernachlässigung dieser Schutzpflicht können Beschäftige vorzeitig austreten und erhalten eine Urlaubsersatzleistung und Abfertigung. Dem/der ArbeitgeberIn drohen Schadenersatzansprüche für zugefügtes Leid.
Gegen Unrecht auftreten – Hilfe annehmen
Manchmal dauert es eine Weile, bis man versteht, was am Arbeitsplatz vorgeht. Warten Sie nicht zu lange zu. Mobbende Personen haben leichteres Spiel mit Menschen, die sich nicht wehren! „Mit mir nicht“ ist der erste wichtige Schritt. Er schwächt die AngreiferInnen und stärkt Sie selbst.
Fassen Sie sich ein Herz. Holen Sie Hilfe. Tun Sie es für sich und die, die als nächstes „dran“ kommen. Reden hilft. Sprechen Sie mit unterschiedlichen Menschen und Beratungsstellen. Suchen Sie UnterstützerInnen am Arbeitsplatz! Geben Sie nicht auf, bis Sie und Ihre Vorgesetzten Klarheit haben.
Häufig wollen MobberInnen von anderen Problemen ablenken. Meist hat das Mobbing nichts mit Ihnen als Person zu tun, sondern mit strukturellen Problemen im Betrieb. Vielleicht sind Veränderungen am Arbeitsplatz nötig. Trotz allem: Mobbing ist niemals zu rechtfertigen!