Die Kunst der wertschätzenden Absage
Harmoniebedürftige Menschen meiden das klare „Nein“, um Konflikte und unangenehme Spannungen zu umgehen. Irgendwann fehlt es an Energie oder man fühlt sich ausgenutzt.
Gibt es einen anderen Weg, als entweder zu vermeiden oder sich zu konfrontieren?
Wertschätzendes Nein
Sich abzugrenzen, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, ist manchmal wichtig. Ebenso wichtig ist es, mit der Umwelt zu kooperieren. Die Balance dieser beiden Aspekte ist nötig, um langfristig hilfreich bleiben zu können.
Das Geheimnis guter Kommunikation liegt darin, mit dem Gegenüber in Verbindung zu bleiben: unterscheiden Sie Sache und Person: Die kurze Formel lautet: Klar im Inhalt – verbindlich gegenüber der Person. Menschen können ein „Nein“ besser akzeptieren, wenn sie die menschliche Wertschätzung spüren.
Die 4 Stufen wertschätzender Abgrenzung
Die folgenden Schritte unterstützen dabei, unangenehme Botschaften zu vermitteln und trotzdem in Verbindung zu bleiben:
1) Wahrnehmen der konkreten Situation
Nehmen Sie die Situation Ihres Gegenübers bewusst wahr. Aktives Zuhören bedeutet: Sie wiederholen das Gehörte sinngemäß: „Du hast wenig Zeit und musst noch schnell alles fertig machen.“ Oder bei Kindern: „Du willst die Haube nicht aufsetzen“
2) Wahrnehmen des Bedürfnisses
Im zweiten Schritt würdigen Sie die emotionale Ebene, das Bedürfnis hinter der Frage.
„Ich merke, dass Dir das jetzt alles zu viel ist, es stellt eine Belastung dar, Du schaffst das allein nicht mehr…und brauchst Unterstützung, damit es schneller geht“. Bei Kindern: „die Haube ist Dir lästig“
3) Es tut mir leid – Leider Nein-
Nachdem Sie die konkrete Situation und die Bedürfnisse der anderen Person wahrgenommen haben, fällt es leichter „Nein“ zu sagen. Denn Sie haben eine Verbindung und Wertschätzung aufgebaut.
„Bitte sei mir nicht böse, aber ich muss nach Hause, meine Kinder warten dort schon auf mich“. Bei Kindern „ Ich höre, dass Du sie nicht magst.– aber es ist kalt und Du wirst Dich sonst verkühlen. Du musst die Haube aufsetzen“
4) Alternative anbieten
Als Abschluss zeigen Sie Ihre Bereitschaft, in Verbindung zu bleiben. Sie bieten Ihre Hilfe für ein anderes Mal an. Sie bieten eine Wahlmöglichkeit.
„Ich helfe Dir zu suchen, ob jemand anderer Zeit hat…, Ich kann mir von zu Hause aus kurz durchlesen, was Du geschrieben hast..…“ Bei Kindern: „ Hier gibt es zwei Hauben – welche möchtest Du?“
In Verbindung bleiben
Die „unangenehme“ Botschaft ist zwischen wertschätzenden Aussagen eingebettet und das Gegenüber kann sie leichter akzeptieren.
Unterstützen Sie Ihre Aussage körpersprachlich, non-verbal. Zeigen Sie Zuwendung. Das ist wesentlich für einen harmonischen Ausgang!
Denn es ist wissenschaftlich erwiesen: es geht uns um die menschliche Verbindung mehr als um zu gewinnen. Unvermeidliches können wir leichter akzeptieren, wenn wir zwischenmenschliche Zuwendung erfahren!
Die wertschätzende Abgrenzung ermöglich eine Begegnung, zu der es sonst nicht gekommen wäre!