Geförderte Familienmediation für Paare und Familien
Wer bezahlt das Feriencamp mit Sprachunterricht? Wer die Zahnspange? Wie oft soll das Kind beim anderen Elternteil übernachten? Soll die/der neue Lebensgefährte/in dabei sein, wenn die Kinder zu Besuch kommen? Darf z.B. der Skiurlaub von den Unterhaltszahlungen abgezogen werden? Der/die neue LebensgefährtIn hat unlängst eine Bemerkung zu den Kindern gemacht…wie damit umgehen?
Offene Themen im Rahmen einer Trennung
Fragen finanzieller und zwischenmenschlicher Natur sind oft Stein des Anstoßes nach einer Trennung oder Scheidung bzw. wenn eine „Patchwork“- Familie entsteht.
Abgesehen von diesen Detailfragen, sind davor auch noch die ganz grundlegenden Entscheidungen zu treffen: Obsorge, hauptsächlicher Aufenthalt, Unterhalt und Besuchszeiten. Und unabhängig von der Existenz der Kinder – die Vermögensaufteilung.
Hilfe durch Mediation
Schwer genug machen die emotionalen Blessuren den Partnern zu schaffen, sodass es fast unmöglich ist, die sachlichen Themen ohne Anspannung, ohne Konflikte zu bearbeiten.
Zumindest theoretisch ist allen klar: das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen. Loyalitätskonflikte belasten zusätzlich zur Trennungssituation. Kinder brauchen klare Verhältnisse.
Kinder profitieren von der Entschärfung des Konflikts
In der heißen Phase der Trennung gelingt es den Eltern oft nicht, die Kinder zu beruhigen und ihnen das für sie so wichtige Gefühl zu geben, dass „alles gut werden wird“. Im Gegenteil. Scheidungskinder leiden oft unter den Folgen der Trennung. Die Symptome sind nicht immer eindeutig als solche erkennbar (Schulschwierigkeiten, aggressives Verhalten etc) und tauchen oft erst nach längerer Zeit auf.
Zuwenig bekannt: Mediation wird vom Staat gefördert
Mittlerweile wissen immer mehr Menschen Bescheid über Mediation als professionelle Begleitung bei Konflikten. Die meisten denken dabei auch daran, dass sie erfolgreich bei einvernehmlichen Scheidungen, Trennungen und deren Folgen eingesetzt wird.
Viele wissen nicht, dass es hierbei auch staatliche Förderungen gibt. Die öffentliche Hand unterstützt familienrechtlichen Konfliktlösungen durch den Familienlastenausgleichsfonds (FLAG). Dieses Angebot wird jedoch zu wenig genützt: jährlich nehmen nur ca. 250 Paare eine geförderte Familienmediation in Anspruch. Und das bei ca. 16.300 Scheidungen im Jahr 2019 österreichweit, davon etwa ein Drittel mit minderjährigen Kindern.
Co-Mediation durch JuristIn und PsychologIn
Dabei sind geförderte Familienmediationen in mehrfacher Hinsicht attraktiv: Sie finden in sogenannter Co-Mediation durch eine/n JuristIn und eine/n SpezialistIn aus dem psychosozialen Bereich (z.B. PsychotherapeutInnen) statt, dh die juristischen, als auch die zwischenmenschlichen Themen werden gleichermaßen kompetent betreut.
Oft geschieht dies auch im „gemischten Doppel“, also eine Mediatorin und ein Mediator arbeiten zusammen, womit auch die spezifischen Sichtweisen von Mann und Frau verstärkte Beachtung finden.
Förderung von bis zu 12 Stunden
Gefördert werden bis zu 12 Sitzungen, was normalerweise für eine zufriedenstellende Regelung aller grundlegenden Fragen der neuen Familiensituation ausreichend ist. Je nach Einkommen bzw. Anzahl der Kinder, werden bis zu 220 Euro pro Einheit (also bis zum vollen Betrag) ersetzt. Den Rest bezahlen die Betroffenen als Selbstbehalt aus eigener Tasche.
Sachliche Fragen und zwischenmenschliches Klima
Vielleicht erscheint manchen die Lösung des Konflikts durch ein Gericht auf den ersten Blick schneller oder einfacher.
Erwiesen ist aber: die Fragen in Ruhe am runden Tisch zu klären, schafft ein völlig anderes Klima der Kommunikation. Eine Regelung, im beiderseitigen Einvernehmen, die über längere Zeit hält, entlastet bei zukünftigen Fragen nicht nur die Partner sondern in der Folge die Kinder!
Eine Partnerschaft geht zu Ende– die Elternschaft bleibt bestehen
„Ich bin unendlich froh, dass meine Eltern eine Mediation gemacht haben, als ich 6 Jahre war und sie sich getrennt haben.“ sagt der mittlerweile 17jährige Daniel Winkler bei einer Podiumsdiskussion des ÖBM (Österreichischen Bundesverbandes für Mediation).
Denn es gibt Kindern Sicherheit und Trost, zu wissen, dass Erwachsene klar kommen. Erfreulicherweise ist das auch dem Staat einiges wert.